Afrika Haus Berlin - Bochumer Str. 25 - 10555 Berlin (Moabit) - U-Bahn Turmstraße afrikahaus@t-online.de

Empfang von Gästen des Auswärtigen Amtes zum Thema Asylrecht und Integration in der Praxis und Präsentation der Ausstellung, Pionier*innen des Panafrikanismus

25.05.2017 12:30 Uhr - 15:30 Uhr


Ausstellungsführung:  Pionier*innen des Panafrikanismus im Afrikahaus

Gesprächsrunde und Buffet mit Migranten und Repräsentanten der afrikanischen Diaspora mit Herrn Oumar Diallo (Direktor des Farafina Afrika-Hauses Berlin)

Einführung in die Thematik von  Dr. Sangaré

(Übersetzung aus dem Französischen: von Helmtrud Rumpf)

DER MIGRANT im kantischen Zuwanderungsmodell:

Gastfreundschaft auf dem Prüfstand

Migration gehört zum Wesen des Menschen. Der Mensch hat von jeher einen Hang zur Migration und zwar nicht etwa, weil der Aufenthalt an ein und demselben Ort eine frustrierende Quelle der Langeweile wäre, sondern weil er zuhause stets den Wunsch und die Hoffnung hat, anderswo etwas Besseres zu finden.

Dieses ontologische Verhalten hat Kant, auf den nach wie vor bei kosmopolitischen Theorien Bezug genommen wird, am genauesten definiert. Für den Philosophen aus Königsberg macht die räumliche Form der Erde Migration zu einem universellen Recht, das „die Menschen dazu verpflichtet, die Nähe des jeweils anderen“ und die Zugehörigkeit des Einzelnen zur ganzen Menschheit zu „ertragen“.

Aber im aktuellen globalen Kontext, in dem der Nationalismus wieder Aufwind bekommen hat, gibt es kein Land mehr, in dem die Politik nicht die Schließung der Grenzen ins Auge fasst. Aus einer Kantischen Sicht wird so eines der wertvollsten Kulturgüter – die Voraussetzung zur Errichtung eines universellen Friedens – eingefroren: die Anerkennung des Rechts auf Gastfreundschaft für alle Menschen, deren Leben in ihrem Land bedroht ist.

In dieser protektionistischen und übervorsichtigen, sich gegen alle Risiken versichernden Welt ist der Migrant kein Fremder mehr, der der Gastfreundschaft bedarf. Er wird zum Feind, zum Barbar und zum potentiellen Terroristen, der auf Distanz gehalten werden muss. Die Probleme, die aus der Weigerung folgen, seine Menschlichkeit anzuerkennen, werden anhand folgender Fragen behandelt:

Welche Bedeutung kann die von Kant angesprochene universelle Gastfreundschaft im Kontext von Zuwanderung haben, die aus wirtschaftlichen Gründen geschieht? Welche Lösungen wären für das, was man heute als Flüchtlingskrise bezeichnet, denkbar? Um Antworten auf die ganze Bandbreite dieser Fragen zu finden, wird zunächst Kants Theorie der Zuwanderung in groben Zügen dargestellt.