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Klimawandel – afrikanische Perspektiven. Zur Bewegung gegen Kohleabbau und -verfeuerung in Südafrika

05.12.2016 18:00 Uhr - 21:00 Uhr


Eine Veranstaltung der Reihe BERLINER AFRIKAKREIS

Veranstalter: Farafina Afrika-Haus e.V. in Kooperation mit INISA und SID

Im Afrika-Haus, Bochumer Straße 25, 10555 Berlin

Thema des Abends sind Aktionen für Klimagerechtigkeit – aus der Perspektive regionaler Aktivitäten gegen Kohlebergbau und Kohlekraftwerke in Südafrika und Deutschland und die Chancen für eine globale Ausstiegskampagne.   

„Activism for climate justice in South Africa, from the perspective of opposing coal mines and coal power plants“.

Es diskutieren:

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Moderation.

  • Conny van Heemstra, Politologinconny-bewerbungsfoto

Conny van Heemstra hat beruflich sich mit den Themen Klimawandel, Gender und Energiepolitik beschäftigt. Seit Jahren ist sie aktiv in der der
 europäischen Klimabewegung und arbeitet aktuell zum Kohleausstieg.

 

 

mm-kleinDr. Melanie Müller ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Freien Universität Berlin. Ihre aktuellen Forschungsschwerpunkte sind Konflikte um den industriellen Bergbau in Subsahara-Afrika, hierbei liegt ihr Fokus auf den Auswirkungen des Kohlebergbaus. Sie forscht zudem zur Bedeutung von Unternehmensverantwortung bei Importen der Rohstoffe Kohle, Kupfer, Nickel und Gold. Gemeinsam mit Misereor hat sie die Studie „Wenn nur die Kohle zählt – Deutsche Mitverantwortung für Menschenrechte im südafrikanischen Kohlesektor“ verfasst.

Von 2005 bis 2010 studierte Melanie Müller an der Universität Potsdam Politikwissenschaft, Soziologie und Volkswirtschaftslehre. Zwischen 2012 und 2015 war sie Promotionsstipendiatin der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und ans Zentrum für Technik und Gesellschaft der Technischen Universität angegliedert. Im Januar 2016 schloss sie ihre Promotion an der Freien Universität Berlin ab.

Ihre wissenschaftlichen Veröffentlichungen umfassen die Themenbereiche sozial-ökologische Transformation, internationale Umwelt- und Klimapolitik, soziale Bewegungen und Gewerkschaften in Subsahara-Afrika, Konflikte um Bergbau.

 

foto_laura-weisLaura Weis ist Politik- und Sozialwissenschaftlerin und engagiert sich seit vielen Jahren in der Klimabewegung in Deutschland. Derzeit arbeitet sie als Referentin für Klima- und Ressourcengerechtigkeit bei PowerShift e.V. in Berlin. Dort ist sie im Rahmen des Eine-Welt-PromotorInnnenprogramms angestellt Thematischer Schwerpunkt ihrer Arbeit ist der Kohleausstieg in Berlin.

Kohle ist der dreckigste und klimaschädlichste fossile Energieträger. In Berlin erzeugen vier Kohlekraftwerke Wärme und Strom für die Hauptstadt. Während das Braunkohlekraftwerk Klingenberg im Mai 2017 endgültig vom Netz gehen soll, liegen für die drei Steinkohlekraftwerke Reuter, Reuter-West und Moabit noch keine Ausstiegsfahrpläne vor. Da kaum noch Steinkohle in Deutschland abgebaut wird, sind die Kraftwerke hierzulande fast vollständig auf Steinkohleimporte angewiesen. Diese kommt unter anderem aus Südafrika.

victor-munnik1Dr. Victor Munnic lives in Johannesburg, South Africa, and works as independent researcher and consultant on environmental justice issues. He is research associate at the Society, Work and Development (SWOP) Institute at the University of the Witwatersrand, at the Institute for Water Research (IWR) at the Rhodes University, and at the NGO groundWork.

His activist work is focused on the right to live in a healthy environment and the defence of fenceline communities, the protection of water resources and ecosystems, social justice and environmental sustainability, and building a strong participatory democracy in South Africa.

His academic work brings together action research, political ecology, discourse analysis and social movement theory in support of environmental activism.  He holds honours degrees in journalism (Stellenbosch), comparative literature (Wits) and geography (Wits), and a Ph D in Geography and Environmental Studies (Wits).

Dr. Victor Munnic lebt in Johannesburg, Südafrika, und arbeitet dort als unabhängiger Berater und Wissenschaftler in Sachen „Umweltgerechtigkeit“. Er  ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Forschung des “Society, Work and Development (SWOP) Institute” der „University of the Witwatersrand“ und am „Institute for Water Research (IWR) der Rhodes University“. Außerdem arbeitet er für die NGO GroundWork.

Sein Fokus als Aktivist liegt auf das Recht auf ein Leben in einer gesunden Umwelt, dem Schutz von Gemeinden in unmittelbarer Nachbarschaft zu Industrieansiedlungen, von Wasserressourcen und Ökosystemen, auf soziale Gerechtigkeit in Verbindung mit ökologischer Nachhaltigkeit sowie der Bildung einer streng partizipatorischen Demokratie in Südafrika.

Mit der akademischen Tätigkeit verbindet der Doktor der Geographie und Umweltstudien (und Inhaber akademischer Titel in den Bereichen Journalismus und vergleichende Literaturwissenschaft) Aktivismus und Forschung in Sachen politische Ökologie. Mit seinen Diskursanalysen und Arbeiten zur Theorie sozialer Bewegungen unterstützt er Umweltbewegungen.

Fighting for climate justice by fighting coal mines in South Africa.

The South African activist response to climate change, after being disappointed by international negotiations, is to fight each and every coal mine and coal power plant.

Most South African coal mines are on the Mpumalanga coalfield, which also hosts 11 big power plants (around 4 000 MW each) as well as the SASOL oil or gas to liquids plant, a major polluter and greenhouse gas emitter.

The fight against coal mines and burning coal combines local pollution issues (air pollution, contamination of water and soil as well as issues arising from mining like blasting, forced relocations) with the intention of stopping the mining of coal on the basis of climate change concerns.

These issues are detailed in our report which has just been launched, and which will be the basis of my talk. You can see the report at http://www.groundwork.org.za/reports/gWReport%202016.pdf.

However, even these struggles need to make arguments about the ability of Renewable Energy to replace coal fired electricity (coal is the source of more than 90% of South Africa’s electricity), as well as direct explanations of the dynamics and threats of climate change.

This has recently been done by a sister organisation, Earthlife Africa, in their Renewables Plan A. The fast track to 100% renewables in South Africa.

And while I argue that climate change concerns and negotiations around them do not animate local resistance, climate change concerns do in fact find an echo with local youth activists, see for example this poem at http://communitymonitors.net/indexcommnet.php/?p=2152.

The same group “Mpumalanga Youth Against Climate Change” puts on performances of a play in which they identify with the main river in the area, heavily polluted by coal mining and burning.

Für Klimagerechtigkeit zu kämpfen beginnt mit dem Kampf gegen den Kohleabbau in Südafrika.

Nach Enttäuschungen über die internationale Klimadiplomatie ist die Antwort südafrikanischer Aktivisten auf den Klimawandel, jeder einzelnen Abbaustätte  für Kohle und jedem Kohlekraftwerk in Südafrika den Kampf anzusagen.

Die meisten Kohleabbaustätten Südafrikas mit allein 11 großen Kohlekraftwerken (jedes um die 4000 MW) befinden sich ebenso wie die meisten Öl- und Gasförderstätten in der Mpumalanga-Region. Es ist die Region mit dem weitaus größten Schadstoff- bzw. CO 2 – Ausstoß in Südafrika.

Der Kampf gegen den Kohleabbau und der Kohlevierfeuerung verbindet lokale Probleme wie Luftverschmutzung  und Kontamination von Wasser und Böden (etwa durch Sprengungen) oder von zwangsweise Umsiedlungen, mit dem Ziel den Kohleabbau aus Gründen des Klimaschutzes zu stoppen. 

Detailliert aufgeführt sind diese Probleme im gerade erschienenen GroundWork-Report, der auch Grundlage unseres Podiumsgesprächs sein wird.  Siehe http://www.groundwork.org.za/reports/gWReport%202016.pdf

Doch selbst diese Auseinandersetzung mit den naheliegenden Problemen, von denen die Menschen in der Region unmittelbar betroffen sind, verlangt, Antworten auf die Frage nach Alternativen zu geben und sich z.B. mit der Möglichkeit des Einsatzes erneuerbarer Energien zu beschäftigen (Kohle ist die Energiebasis für 90 Prozent der Nutzenergieerzeugung in Südafrika).     

Erst recht fordert die Aufgabe, den Menschen vor Ort die Frage des Klimawandels nahe zu bringen große Anstrengungen, das Problem und die darin steckenden Dynamiken und Bedrohungen  zu erläutern.

Mit der Herausgabe ihres „Plan A, der schnelle Weg zu 100 % Erneuerbare in Südafrika“ hat vor kurzem die Schwesterorganisation von GroundWork,  Earthlife Africa, eine wichtige Arbeit vorgelegt. 

Und entgegen der Ansicht, die auch Dr. Munnic vertreten hatte, dass nämlich das globale Problem und die UN-Verhandlungen rund um den Klimawandel den lokalen Widerstand kaum beleben werden, zeigt sich nun, dass bei den lokalen Aktivisten die Sorgen um das Weltklima durchaus ein Echo finden, wie etwa das folgende Gedicht zeigt: http://communitymonitors.net/indexcommnet.php/?p=2152

Die Gruppe, die das Gedicht vortrug, die “Mpumalanga Youth Against Climate Change” führt auch Stücke auf, die die heftigen Verschmutzungen des wichtigsten Flusses in der Region durch die Kohleindustrie zum Thema hat.